Für eine erfolgreiche und nachhaltige Integration von Geflüchteten ist eine Gemeinschaft nötig, bei der mitten im Leben stehende Menschen diejenigen unterstützen, die aus ihrem alten Leben gerissen wurden. Hierfür werden jedoch auch Orte gebraucht, die diese Gemeinschaft erst ermöglichen. Die Volksbank Konstanz unterstützte daher im vergangenen Jahr das integrative Wohnkonzept „Hoffnungshaus“ bei der Schaffung sogenannter „Begegnungsorte“.
Begegnungsorte für die erfolgreiche Integration
Konstanz, 13. Mai 2022

Häufig sind Unterkünfte für Geflüchtete an Ortsrändern und fern vom bunten Geschehen angesiedelt. Aufgrund dieser Ferne gestaltet sich die nachhaltige Integration in die heimische Gesellschaft oft schwieriger und die Geflüchteten bleiben unter sich. In den „Hoffnungshäusern“ in Petershausen und Wollmatingen ist dies anders. Dort betreibt die Hoffnungsträger Stiftung mitten in den Wohngebieten ein integratives Wohnkonzept. In insgesamt sechs „Hoffnungshäusern“ leben dort Geflüchtete gemeinsam mit einheimischen Menschen. Die sichere Wohnsituation schenkt den Menschen mit Fluchterfahrung Hoffnung in der neuen Heimat und ermöglicht ihnen ein selbstständiges und selbstbestimmtes Leben, indem sich die Bewohnenden gegenseitig im Alltag unterstützen.
Pragmatisches Wohnkonzept mit guten Kommunikationswegen

Obwohl die vier Hoffnungshäuser in Petershausen erst im September 2021 eröffnet wurden und weitere zwei Häuser im vergangenen Februar, so ist das integrative Wohnkonzept keine Neuheit. Bereits in sieben weiteren deutschen Städten kommt das Konzept zum Einsatz und hat sich bereits bewährt gemacht. Um möglichst vielen Menschen einen Wohnraum bieten zu können, wird in allen Hoffnungshäusern aus Kosteneffizienzgründen derselbe pragmatische Architekturstil gewählt. Auch ist jede Wohnung gleichermaßen eingerichtet und mit demselben Standard ausgestattet: Überall finden sich gleiche Böden, Decken und Lampen vor und alle Schlafzimmer sind gleich groß. Daneben wird gezielt auf unnötige Schmuckelemente wie Fensterbänke verzichtet. Das Hauptaugenmerk des Konzeptes liegt klar auf der sozialen Komponente: So werden Kommunikationswege gezielt unterstützt und gestärkt, indem beispielsweise die Balkone der Wohnungen nach oben hin versetzt und nicht voneinander getrennt werden, sodass ein barrierefreier Austausch stets möglich ist. Auch gibt es in jedem Hoffnungshaus einen oder mehrere „Begegnungsorte“, an denen die Bewohnenden ihre Gemeinschaft tatsächlich ausleben können. Dies können Gemeinschaftsräume oder Plätze im Außenbereich sein, in denen gemeinsam gespielt, gelacht, gelesen, gegessen und voneinander gelernt wird. Am Standort in Petershausen entsteht derzeit ein neuer Begegnungsort im Freien, an dem die Bewohnenden ihre Zeit beim gemeinsamen Grillen, Spielen oder Entspannen genießen können. Die Schaffung dieses Ortes wurde finanziell von der Volksbank Konstanz unterstützt und durch die Bewohnenden selbst angelegt und erarbeitet.
Multikulturelle Gemeinschaft aus Jung und Alt

Um sich einen besseren Einblick zum Wohnkonzept und das Zusammenleben der Bewohnenden zu verschaffen, besuchte Sabine Meister, Vorstandsmitglied der Volksbank Konstanz kürzlich die Wohnanlage in Petershausen. Aus acht verschiedenen Nationen kommen dort in den vier Häusern Bewohnende im Alter von 2 bis 72 Jahren zusammen. Voneinander zu lernen steht dabei klar im Fokus. So ist beispielsweise eine der einheimischen Bewohnerinnen selbst ausgebildete Pädagogin und bietet regelmäßig abends Deutschkurse an, bei denen die Geflüchteten die wichtigsten Worte für ihren neuen Alltag, ihre Amtsgänge oder Arztbesuche lernen können. Die Unterstützung der anderen Bewohnenden ist dabei sehr vielfältig: Vom gemeinsamen Hochbeet bepflanzen oder Backaktionen bis hin zur Vorlesezeit für die Kleinsten oder der Begleitung von Amts- und Arztbesuchen engagieren sich alle Bewohnenden auf ihre eigene Weise. Auch wird das Thema Müll mit großer Sorgfalt von den Bewohnenden behandelt: Um den Geflüchteten Klarheit über Mülltrennungssysteme und Leerungstermine zu verschaffen, hängen zentral in jedem Hauseingang Pläne und Übersichten aus. Ähnlich einer Kehrwoche ist zudem jede Wohnpartei in einem rollierenden System dafür zuständig, die Tonnen rauszustellen.
„Verglichen mit anderen Nationen sind wir Deutschen ja doch sehr penibel, wenn es um den Müll geht. Viele haben Vorurteile und befürchten ein großes Müllchaos vor den Wohnungen Geflüchteter. Unsere Bewohnenden wissen um diesen Umstand und achten deshalb sehr penibel auf ihre Entsorgung und Mülltrennung. Das funktioniert auch einwandfrei und macht unsere Bewohnenden natürlich stolz auf sich selbst.“, so Roland Eberle, Standortleiter der Hoffnungshäuser Konstanz.
Begeisterung bei Bewohnenden und Unterstützenden
Herr Eberle selbst berichtete darüber, sich nach mehrjähriger Konzerntätigkeit dazu entschieden zu haben, künftig etwas sinnstiftendes für die Gesellschaft zu tun. Über eine christliche Jobbörse ist er eher zufällig auf das integrative Wohnkonzept und die Hoffnungsträger Stiftung gestoßen. Inzwischen wohnt er selbst gemeinsam mit seiner Frau in einem der Hoffnungshäuser und blickt mit Stolz und Begeisterung auf die Umsetzung dieses integrativen Wohnkonzepts.
Auch Sabine Meister, zeigte sich beim Besuch in Petershausen sichtlich begeistert:
„Die Häuser sind optisch ein Hingucker und gleichzeitig doch kosteneffizient gebaut und ausgestattet. Es ist schön zu wissen, dass direkt in unserer Region so etwas Gutes für die Gesellschaft und die Integration der Geflüchteten getan wird. Als Bank unterstützen wir die Entstehung des Begegnungsortes deshalb wirklich mit großer Freude – das ist es auch, was uns als Genossenschaftsbank erst ausmacht.“