Erzählbänke

– vom Träumen, der Freude und der Gemeinsamkeit

Konstanz, 30. Juli 2021

Ein Projekt der röm.-kath. Seelsorgeeinheit Wollmatingen-Allensbach und dem Treffpunkt Öhmdwiesen im Zusammenwirken mit den Kooperationspartnern In Via Konstanz und dem ZfP Reichenau.

Allensbach/Wollmatingen/Fürstenberg

Wir wünschen uns eine lebendige, kommunikative, einladende, bunte, kreative und zugewandte Kirche, die nah bei den Menschen ist. Eine Kirche, die nicht alles plant und kontrolliert, sondern die sich hinauswagt aus ihren Mauern und Komfortzonen. Eine Kirche, die (neue) Räume öffnet, in denen Begegnung und damit verbunden Wachstum im Miteinander und Zueinander unseres Menschseins (er)möglich(t) ist.

So etwa ließe sich die Motivation der drei Initiatorinnen umreißen, die diese, neben den geteilten Erfahrungen über die gesellschaftlichen Herausforderungen der Corona-Situation und ihrer Auswirkungen, schließlich zur Idee und praktischen Umsetzung der Erzählbänke führte. Schnell war die Bank als Sinnbild im Blick, die zwei elementare Konstanten für ein als qualitativ gut erachtetes Leben in sich vereint: Zeit und Begegnung. Da ist jemand, der ist da – für mich. Dies ist eine beglückende, tief erfüllende Erfahrung.

Genau darin wird auch ein Kernpunkt des Glaubens spürbar. Geht es im Glauben doch darum, dass unser Leben Halt erfährt, eingebunden ist in die Gemeinschaft mit Gott und untereinander. ER -Gott- zählt dazu, wo zwei oder drei in Seinem Namen versammelt sind. Ein anderer Name für Gott ist „Liebe“. All das, was wir von Gott wissen, erzählt uns die Heilige Schrift, erzählt uns Jesus, der Sohn Gottes, erzählten die Jüngerinnen und Jünger Jesu einander, erzählte die Urgemeinde der Christen weiter. Das Christentum ist eine große Erzählgemeinschaft. ER-zählt, so ist ER da – auch heute. So wurden die Bänke zu „Erzählbänken“. Und jede bekam ein Lebensthema: Freude – Gemeinsamkeit – Träumen. Glaube beginnt immer mitten im Leben… Das Leben steckt voller Geschichten. Jeder Mensch hat seine Geschichte, die das Leben schreibt, seine Biografie.

Wer erzählt, gibt etwas von sich; wer zuhört, erfährt etwas – über andere, über die Welt, auch über sich. Geschichten aus aller Welt öffnen Wege zu eigenen und zu fremden Kulturen, vermitteln Werte und fördern Verständnis und interkulturelle Akzeptanz und Toleranz.

Schauen wir auf das Wirken Jesu wird deutlich, ihm war jeder Mensch wichtig. Doch besonders lagen ihm jene am Herzen, die von der Gesellschaft marginalisiert und an den Rand gedrängt wurden. All jenen galt seine besondere Aufmerksamkeit und Hingabe, die allzu schnell aus dem Blick gerieten, weil sie zu jung, mit Krankheit gebeutelt oder Fremde waren, Gerade sie haben uns Wichtiges über das Leben zu sagen. Dort, wo Jesus heute hingehen würde, dort sollten die Erzählbänke Gestalt annehmen. Auf diese Weise entstanden drei unverwechselbare Erzählbank-Unikate mit Worten, Symbolen und Bildern, die uns einladen, Platz zu nehmen, zu staunen, nachzudenken und möglicherweise ergriffen zu sein von dem Wunder, selbst Teil dieser großen Erzähl-, Lebens- und Glaubensgemeinschaft sein zu dürfen.

Dass sich eine schlichte Friesenbank „Emma“ in ein Erzählbank-Unikat verwandeln konnte, war nur möglich, weil unterschiedlichste Menschen daran mitgewirkt haben. Allen voran jene, die mit viel Energie, Überlegung, Begabung und Kreativität Farben und Formen gestaltet haben sowie jene, die mit handwerklichem Geschick am Gelingen beteiligt waren. Das Ergebnis wäre nicht vorstellbar ohne das Material, für dessen Begleitung und Bereitstellung wir allen finanziellen Wohltätern unseren aufrichtigen und herzlichsten Dank aussprechen, die da wären:

  • Apotheke am Fürstenberg
  • Ehepaar Ilse und Rudolf Geray
  • Schreibwaren Warthmann
  • Schreinerei Schächtle
  • Volksbank Konstanz

Am Donnerstag, dem 8. Juli war der große Tag, an dem die drei Erzählbänke mit einem spielerisch-kreativen Sommerimpuls, bei dem sowohl Kinderhaus-Familien als Kommunionkindern beteiligt waren, auf dem Kirchplatz von St. Gallus willkommen geheißen, vorgestellt und gesegnet wurden. Zwei Tage darauf, am 10. Juli, waren die Bänke am Impulshäusle in der Hofhalde 10 zu Gast. Dort hat In Via bei schönem Wetter, kulinarischen Köstlichkeiten, Musik, Tanz und herzlichem Miteinander einen abwechslungsreichen Nachmittag gestaltet. Im Rahmen der 17 Ziele für Konstanz unter dem Thema „Gemeinsam gegen Ungleichheit – Projekte DOUNIA und ZADA: Begegnungen Berichte von und mit Geflüchteten“ wurde so ganz unmittelbar ein Miteinander von Religionen, Kulturen und Traditionen erlebbar, das auf den Erzählbänken Menschen zusammengeführt hat. Hier strahlt das Anliegen der Erzählbänke auf. Genau diese Brücke möchten sie bauen – von Mensch zu Mensch. Für Ideen und Initiativen dieser Art können die Erzählbänke innerhalb oder auch außerhalb der Kirchengemeinde ausgeliehen werden, ohne dass Unkosten entstehen. Wer Interesse hat, kann sich per eMail an das Pfarrbüro in St. Gallus wenden: pfarramt.gallus@kath-wa.de

Eine Weile werden die drei Erzählbänke noch in der Kirche St. Gallus stehen. Wer den Erzählbänken einen Besuch abstatten möchte, kann dies unter der Woche in der Kirche tun. Immer nach den Sonntagsgottesdiensten stehen die Erzählbänke tagsüber auf dem Kirchplatz und laden ein, über den Glauben und das Leben miteinander im Gespräch zu sein, auf Augenhöhe, ohne Schranken in Köpfen und Herzen, hineinhörend in die Welt, aufbrechend an unentdeckte Orte, vertrauend auf Menschen, die mit ihren Fähigkeiten und Mitteln mit gestalten. Wo derart verbunden, Gott mitten unter uns aufscheint, da ist Kirche.

Text von Gemeindereferentin Monique van de Ven

 

Die Erzählbank

v.l.n.r.: Pfarrer Marcus Maria Gut, Gemeindereferentin Monique van de Ven, Gemeindereferentin Sally Bartosch, Vorsitzender Förderverein Dieter Kreiter